Original von trusk
lol diesen pro- kontra- armee "wir sind alles kleine strategen / aussenpolitik leichtgemacht / parolenabspulen" thread noch gar nicht gesehen. finde es ja nett, dass sich die leute mit der armee auseinandersetzen. das traurige ist, dass viele keinen schimmer haben, warum sie in die rs müssen, was das ganze bringt etc. die einen sehen es als nettes ferienlager, andere sehen es als eine art "strafe", wiederum andere können sich damit voll identifizieren.
-die armee erfüllt den in der verfassung umschriebenen auftrag.
-der kalte krieg ist vorbei. innereuropäische nationale konflikte sind passé
-die ch armee hat sich in einem schmerzvollen prozess (entgegen vielen festgefahrenen strukturen) angepasst und die bedrohungsszenarien wurden realistisch auf eine asymetrische bedrohung ausgerichtet (terror, katastrophen, konflikte unter der kriegsschwelle, abc-bedrohung, flüchtlings- und migrationskonflikte etc.)
-die ch armee ist praktisch gesehen schon weitgehend in ein europäisches gesamtverteidigungskonzept eingegliedert (technisch gesehen schon voll nato kompatibel).
-konventionelle kriege sind so gut wie auszuschliessen, bei bedrohungen wäre die schweiz in jedem fall auf die kooperation mit den umliegenden ländern angewiesen.
-eine armee garantiert ein mindestmass an unabhängigkeit und sicherheit, so nach dem prinzip wenn ihr bewaffnet seid, dann haben wir auch noch ne beule im jackett. das gewaltmonopol bleibt auf jeden fall beim staat, ausserdem können mit einer armee in einem ernstfall unterhalb der kriegsschwelle mehr/schneller/effizienter/günstiger kräfte mobilisiert werden als durch zivile strukturen. die ch armee ist auf eine zusammenarbeit mit den zivilen organisationen ausgelegt und ergänzt diese in einem letzten schritt
-wem das konzept einer armee nicht passt, soll stimmen gehen. man sollte dabei aber bedenken, das es aber genau so unangenehm ist, von anderen machtpolitischen gefügen abhängig zu sein resp. von diesen beschützt zu werden.
-die armee XXI (also so hiess sie in der planung, jetzt heisst sie nur noch armee) hat sich den realitäten angepasst und hat die "kampftruppen" und die konventionellen mittel auf ein minimum beschränkt. so blöd das jetzt tönt, wir sind in vielen bereichen schon auf sparflamme. siehe z.b. luftwaffe. im ernstfall können wir nur wenige der so teuren jets im 24h betrieb in der luft haben. ähnlich verhält es sich bei den panzern, bei der artillerie usw.
-das budget der armee ist schon so tief, dass wir kurz vor der grundsatzfrage stehen, ob wir sie nicht lieber gleich abschaffen, da sie ohne mittel auch keine glaubwürdigkeit hat. eine armee aus der retorte wieder aufzurüsten und nur einen stab mit dem know-how aufrechtzuerhalten hat schon nach dem 1. weltkrieg anfangs 2. weltkrieg nicht geklappt, ist ebenso teuer und zu langsam, um auf bedrohungen zu reagieren.
-die infanterie wird darum so aufgestockt, weil sie in zukünftigen krisen und konflikten wohl als einzige wirklich eingesetzt werden kann ("skalpell" anstatt "breitschwert"). was die armen artilleristen vor den botschaften machen weiss ich auch nicht, aber da geht meine vorstellung von "polyvalent" in eine andere richtung.
-eine berufsarmee ist in jedem fall teurer als eine milizarmee. eine berufsarmee, die die gleichen von der verfassung erteilten aufträge erfüllen müsste, hätte eine mindestgrösse von ca. 25'000 - 40'000 mann. so eine armee kann und will sich die schweiz gar nicht leisten.
-es wird verdammt heikel, eine berufsarmee für bei innenpolitischen einsätzen einzusetzen... das widerläuft klar unseren demokratischen prinzipien. ausserdem: ihr könnt euch genau vorstellen, welche armen kriegsgeilen deppen freiwillig ins militär gehen. die qualität unserer armee und die in so kurzer zeit erreichten ausbildungsfortschritte ist das resultat eines know-how transfers aus privatwirtschaft und armee. jeder bringt sein wissen ein, darum ist die ch-armee auch nicht zu unterschätzen.
und am schluss noch etwas propaganda: in welchem verein seht ihr soviel von der schweiz, erhält einen querschnitt durch die gesamte bevölkerung und merkt, dass es nicht nur gymer/kv-er/mechs bern/basel/zürich/ die deutschschweiz etc. gibt? könnt ihr (wenn ihr das wollt) so an die grenzen gehen?
meine persönliche meinung ist, dass die armee zu einem grossen teil auch mentalitätsmässig dieses land zusammen hält
-in jeder grossen organisationen sind die strukturen langsam, überholt, voller redundanzen und mühseligkeiten. warum also auch nicht in der armee?
-ah ja: sicherheit hat ihren preis... und wenn ich die schweiz so sehe, dann können wir uns das so knapp noch leisten
greez trusk