Ich muss für ein Theater eine Geschichte feiterfahren.
Leider bin ich nicht der Mensch der das kann.
Die Geschichte:
Als mein Vater eines Tages anfrief
und sagte, Mutter sei krank,
ernsthaft krank,
sie werde bald sterben.
Als er anrief,
lagen sechsundzwanzig Jahre Streit zwischen meiner Mutter und mir.
Das ist eine lange Zeit,
sechsundzwanzig Jahre.
Wir hatten uns all die Jahre nicht mehr gesagt als FROHE WEIHNACHTEN,
SCHÖNES MITTSOMMERFEST und GEHT ES PAPA IMMER NOCH SCHLECHT?
am Telefon.
Mein Vater meinte, ich solle nach Hause kommen,
weil Mutter bald sterben werde.
Er fand, ich solle unverzüglich kommen,
bevor ihre Schmerzen so gross würden,
dass sie mich vielleicht nicht mehr wiedererkennen würde.
Ichnahm ein paar Tage frei und setze mich in den Zug.
Ich musste in den Bus umsteigen,
da der Zug neuerdings nicht mehr bis zu uns fährt.
Wir waren zu dritt im Bus.
Es war
im tiefsten Winter
und spät am Abend.
Plötzlich knallte sich schleudernd schräg,
und auf einmal standen wir
mitten im Wald in der Stille.
Der Chauffeur kletterte hinaus und sah nach.
Und sagte: "Hast du das gesehen, was... Das ist die Hinterachse! Die ist
weggebrochen, aber die Scheisskarre ist doch neu? So was kann doch gar nicht
abbrechen. Unmöglich ...!"
Da standen wir
draussen im Wald in der Kälte
und warteten auf Bergungsfahrzeuge
oder einen anderen Bus.
Ich stieg aus
und betrachtete die Sterne.
Auch sie schienen vom Frost überzogen.
Und in diesem Augenblick,
als ich in der Dunkelheit stand und fror,
sah ich die Geschichte,
die geschah, als ich mich damals mit Mutter zerstritt,
wieder vor mir.
Es war, als ob ich wieder ein dreizehnjähriger Junge wäre,
und ich dachte: Wie ist es eigentlich
damals zu all dem gekommen?
In jedem Winter vor sechsunzwanzig Jahren?
Hat jemand eine idee wie man die Geschi´chte weiterfahren kann?
Antonios1