Review: Noctua Lüfter NH-U9 & NH-U12


  • Diesmal im Test stehen zwei neue Kühlkörper von der österreichischen Firma Noctua. Zum einen handelt es sich um den NH-U9 und zum anderen um den NH-U12. Wie die Bezeichnungen schon vermuten lassen, ist der NH-U9 für Lüfter der Dimension 92 mm und der NH-U12 für solche der Dimension 120 mm ausgelegt. Beim NH-U9 können auch 80 mm Lüfter angebracht werden. Beide Kühler lassen sich in Systemen mit P4 478, P4 775 und AMD K8 installieren.


    Die Kühler wurden uns freundlicherweise von Herrn Dellinger von der Firma Rascom zur Verfügung gestellt.


    Erster Eindruck
    Schon anhand der in braun und weiss gehaltenen Verpackungen sind die Grössenunterschiede zwischen den beiden Modellen deutlich zu erkennen. Nach dem öffnen präsentiert sich in Karton eingebettet ein kleines aber feines Installationshandbuch (beim NH-U12 befand sich das Handbuch an der Rückwand der Schachtel). Nach dem Anheben des Zwischendeckels findet man dann die Prachstücke in einer separaten Kartonbox. Unter dieser Box befinden sich die unzähligen Montageteile, alle eingeschlossen in einem Plastikbeutel.



    Nach dem Herausnehmen der Kühler zeigen sich zwei Kühler mit einem Grundgerüst aus einer Kupferplatte und an zwei gegenüberliegenden Seite jeweils vier aufsteigende Kupferröhrchen. Dem mehr oder weniger geschulten Leser wird klar, dass es sich um Heatpipes handeln muss ;) An diesen sind in Schichtweise vernickelte, quadratische Bleche montiert.



    Unterschiede
    Beim Vergleichen beider Kühler fällt als erstes auf, dass die Frontflächen unterschiedlich gross sind aufgrund der verwendeten Lüfter. Damit sind die hauptsächlichen Unterschiede auch schon aufgedeckt. Die Tiefe ist bei beiden Kühlern identisch und beträgt etwa 70 mm. Das Grundgerüst ist ebenfalls gleich, sowie das Design der Lamellen. Beim Zubehör, auf das nachher eingegangen wird, zeigen sich nur geringfügige Unterschiede, wie verschieden dimensionierte Halteklammern für die Lüfter und ein unterschiedlich farbiges Schraubenpaar.




    Zubehör
    Wie oben erwähnt lassen sich die Kühler auf drei unterschiedlichen Plattformen installieren. Doch im Gegensatz zu anderen Herstellern von Kühlern, die möglichst wenige dafür multifunktionale Bauteile liefern, löst Noctua die Sache anders: Das Zubehör ist unzählig. So werden gleich drei unterschiedliche Rückplatten, drei unterschiedliche Federschrauben und weiteres, Sockel-spezifisches Montagematerial mitgeliefert. Dies macht die Sache zuerst unübersichtlich, aber hat man gemäss der Anleitung seine Teile herausgesucht die man braucht, ist die Montage dafür umso einfacher.



    Da auf dem Bild noch so manches Teil zu finden ist, hier kurz eine Erklärung, was benötigt wird für die Montage. Als erstes wäre die Rückplatte zu nennen. Sie ist mit einer schützenden und weichen Matte beklebt und wird auf die Rückseite des Mainboards gesteckt. Sie dient sowohl der Verwindungssteifigkeit, als auch der Montage des Kühlers mittels Gewindebolzen. Danach folgen zwei Metallwinkel, die mit den kleinen Schrauben auf den Kühler geschraubt werden. Diese Einheit wird dann mittels den Federschrauben mit der Rückplatte verschraubt. Ferner werden Gummistreifen für die Entkopplung der Lüfter und die Metallbügel für die Montage der Lüfter mitgeliefert. Die weisse Wärmeleitpaste in einer kleinen Spritze ist womöglich von Silmore. Die Aufzählung gilt zumindest für AMD-Systeme. Bei Intel-Plattformen kommen zusätzlich die Montageschienen zum Einsatz.


    Design & Verarbeitung
    Die Verarbeitungsqualität der Kühler ist gut. Die Kupferröhrchen sind sauber auf die Grundplatte gelötet und werden zusätzlich mit einem Kupferbügel fixiert. Die 37 bzw. 38 rechteckigen Lamellen sind aus dünnen verzinkten Blechen gestanzt und in gleichen Abständen an die Rohre gelötet. Beim NH-U12 sind übrigens die Abstände der Lamellen grösser als beim NH-U9. Leider sind diese Bleche an den äusseren Kanten nicht fixiert, sodass die Lamellen schnell verbiegen können, beispielsweise beim Transport oder beim Ein-/Ausbau des Kühlers.



    Der ganze Aufbau des Kühlers ist relativ einfach und kostengünstig gehalten, aber trotzdem elegant. Durch die Schlichtheit bringen beide Kühler deutlich weniger auf die Waage als Konkurrenzprodukte. Dies hat den Vorteil, dass die Hebelkräfte geringer sind. Am geringen Gewicht wird einem aber auch bewusst, dass die Lamellen aus Alu sind und nicht aus Kupfer. Die Grundplatte ist plan gefräst und nicht nachgeschliffen und weist keine Unregelmässigkeiten auf.


    An die Kühler können gleichzeitig zwei Lüfter montiert werden mittels den dafür vorgesehenen Halteklammern aus Federstahl. Diese werden mit der einen Seite in der Nut in den Lamellen geführt und mit dem offenen Ende in die Befestigungslöcher der Lüfter gedrückt.


    Die Höhe der Kühler ist so ausgelegt, dass die Montage auf allen Boards kein Problem darstellen sollte (problematisch könnten nämlich Kühlkörper auf der Northbridge und Elkos sein). Auch in der Breite sollte es keine Komplikationen geben. Die Breite der Kühler entspricht zwar gerade der Dimension der Lüfter, aber heutige Boards zumindest lassen genügend Freiraum zwischen Sockel und RAM beispielsweise.


    Die Verarbeitungsqualität des Zubehörs ist auf einem hohen Level. Auf allen Rückplatten sind bereits weiche Puffer aufgeklebt, die eine Beschädigung des Mainboards verhindern. Da die Befestigungswinkel bloss mit zwei Schrauben am Rand an den Kühlkörper geschraubt werden und die Auflagefläche dabei sehr klein ist, könnte es möglicherweise zu einer Verformung bei der Montage kommen, bei der auf diese Winkel aufgrund der grossen Federkräfte ebenfalls grosse Kräfte wirken.


    Montage
    Als Testplattform steht ein AMD-System zur Verfügung. Aus diesem Grund kann nur eine der drei Montagearten durchgeführt werden. Angenommen, der originale Kunststoffrahmen und die Rückplatte wurden beim Mainboard bereits entfernt, setzt man als erstes die neue Rückplatte von unten auf das Mainboard. Danach schraubt man dei beiden Winkel auf den Kühler. Ist die Schutzfolie abgezogen und die WLP aufgetragen, kann der Kühler somit schon auf den Prozessor gestellt werden. Am Schluss schiebt man die Federn über die Schrauben und befestigt damit den Kühler auf der Rückplatte. Die Montage ist somit sehr einfach und sicher. Da die Federn dank den Feder bis an den Anschlag angezogen werden, umgeht man das Risiko eines zu starken Anziehens der Schrauben.


    So elegant die Befestigungsbügel für die Lüfter sein mögen, die Montage ist je nach Mainboard ein Gefimmel. Oben einhängen ist einfach, aber unten dafür nicht mehr, weil in dem hier gezeigten Fall Kühlkörper und andere Bauteile im Weg sind. Fixiert man zuerst unten und danach oben, geht das Ganze etwas einfacher. Da man eine gewisse Kraft aufbringen muss, drückt diese Kraft automatisch auch auf Kühlkörper, Prozessor und Mainboard. Egal ob Schrauben oder Federbügel, beide Lösungen haben ihre Daseinsberechtigung.



    Testsystem
    Getestet wird auf einem K8-System, bestehend aus folgenden Komponenten:

    • Mainboard: Asrock 939NFG4-SATA2 (Micro-ATX-Format mit nvidia 6100
    • Chipsatz und onboard Grafik)
    • Prozessor: AMD Clawhammer 4000+ mit 1 MB Cache und einer Verlustleistung von 89 Watt (Angaben AMD)
    • Speicher: 2 x 512 MB PC3200 Corsair Value
    • Harddisc: Seagate Barracuda ATA V 80 GB
    • Laufwerk: Toshiba DVD-ROM SD-M1802
    • Netzteil: Sinotech CWT-480ADP
    • Betriebssystem: Nacktes Windows XP SP2 mit allen Treibern.


    Das System ist frei auf einem Gestell aufgebaut, also nicht in einem Gehäuse untergebracht.



    Vergleichskühler
    Als Vergleichskühler dient ein Thermaltake Tower 112 aus Kupfer für 80 und 92 mm Lüfter. Dieser besitzt drei Heatpipes. Der Aufbau ist fast identisch mit den Noctuas, nur dass die Lamellen durch einen Kupferkäfig umhüllt sind, an den der Lüfter geschraubt wird.



    Testmethode
    Die Kühler werden jeweils auf dem Mainboard montiert. Als Lüfter dient ein 92 mm Coolink SWiF-922 bzw. ein 120 mm Coolink SWiF-1201 für den Noctua NH-U12. Ein Review zu den genannten Lüfter ist hier zu finden.


    Als Wärmeleitpaste dient Silmore, da sie bei allen drei Kühlern mit dabei ist.


    Für die Temperaturerfassung kommt die Software Speedfan in der Version 4.28 (http://www.almico.com/speedfan.php) zum Einsatz. Damit is es möglich mehrere Temperaturen gleichzeitig in ein Logfile zu schreiben. Beim verwendeten Mainboard stehen einem zwei Sensoren zur Verfügung welche die Temperatur des Cores abbilden. Die Messdaten werden anschliessend weiterverarbeitet, z. B. die beiden Temperaturwerte gemittelt und die Kurven geplottet.


    Beim Messen wird folgendermassen vorgegangen: Speedfan wird gestartet, die Aufzeichnung beginnt. Das System wird für 10 min im Idle gelassen. Danach wird Prime95 (http://www.mersenne.org) gestartet mit der Einstellung Torture Test und In-Place large FFTs, was zu einer maximalen Hitzeentwicklung führt. Prime95 darf anschliessend bis und mit Loop 5 durchrennen und wird dann beendet. Die Temperaturen werden anschliessend etwa 30 min weiter aufgezeichnet bis wieder die Idle-Temperatur erreicht wird. Die Zimmertemperatur betägt zum Zeitpunk der Messungen stets um die 20 °C.



    rot: Thermaltake Tower 112, blau: NH-U9, grün: NH-U12


    Es gilt zu beachten, dass das Mainboard nicht vertikal eingebaut sind, sondern flach auf einer Plattform liegt. Aus diesem Grund sind die Kühler um 90° gedreht, wodurch die Wärme zwischen den Lamellen nicht direkt nach oben steigen kann. Ein vertikaler Einbau mag zu einer besseren Kühlleistung führen.


    Die Kurve zeigt sehr schon die verschiedenen Phasen, angefangen beim Idle bis etwa 10 min, hin zum Start von Prime95, bis zur Beendung von Prime95 und dem nachfolgenden Idle.


    Die Idle-Temp beträgt beim Tower 112 und beim NH-U9 etwa 31 °C. Hier fällt der grössere NH-12 aus dem Rahmen mit rund 32.5 °C. Die Abweichung ist absolut nicht nachzuvollziehen, ist doch das Grundgerüst bei beiden Kühlern identisch. Eine Erklärung könnte sein, dass die Anpressfläche nicht plan genug ist. Auch ein zweiter Testlauf mit geputzter Fläche und neuer Wärmeleitpaste brachte keine grossen Verbesserungen. Eine andere Erklärung könnte sein, dass das grössere Volumen und somit die grössere Kapazität dazu führt, dass die Wärme länger gespeichert wird bzw. nicht schnell genug abtransportiert werden kann. Sowohl der 92 mm wie auch der 120 mm Lüfter haben nämlich gleiche Leistungswerte und eine identische Fördermenge. Ein Grund könnte auch die nicht vertikale Montage sein.


    Geht man weiter in der Zeit bis etwa 23 min, liest man ein Maximum von knapp 45 °C heraus. Hier liegen der NH-U12 und der Tower 112 auf gleicher Höhe. Der NH-U9 schneidet mit 43.5 °C besser ab.


    Die anfängliche Idle-Temperatur wird auch nach 20 min noch nicht erreicht. Der NH-U9 und der Tower 112 erreichen 32 °C, der NH-U12 liegt auch hier darüber.


    Fazit
    Gefallen tut die sehr einfache und unkomplizierte Montage. Zumindest beim K8 müssen bloss die Winkel an den Kühler geschraubt, der Kühler aufgsetzt und die Schrauben angezogen werden. Dass dabei die Schrauben bis an den Anschlag geschraubt werden, hat den Vorteil, dass man nicht zu wenig und nicht zu stark anzieht. Die Federn sorgen für den benötigten Druck auf den Heatspreader des Prozessors. Ein Verdrehen des Kühler ist ebenfalls nicht möglich, weil die Befestigungswinkel fest mit dem Kühler verschraubt sind.


    Das Design ist einfach und ansprechend zugleich. Die Lamellen sind oberflächenbehandelt und glänzen etwas mehr als normales Alu. Die Kühler sollten in keinem System zu Platzproblemen führen beim Einbau. Reicht einem ein Lüfter nicht, lässt sich zusätzlich ein zweiter auf der Gegenseite des Kühlers anbringen.


    Schön aber mit ein paar Macken ist das kleine Installationsbüchlein. Es beeinhaltet die Installationsanweisungen in den vier Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch und Spanisch. Der deutsche Text in frei von Fehlern. Macken hat das Büchlein aber deshalb, weil man zuerst die ganze Installation durchlesen sollte, weil sich der Text auf die Installation auf allen drei Plattformen bezieht und dies zu Verwirrungen führt.


    Negativ äussern sich die ungeschützten Lamellen und und die Halteklammern. Die Lamellen sind von Beginn an in den Testmodellen teilweise etwas verbogen, was aber nicht stark ins Gewicht fällt. Schlimmer ist, dass die Lamellen beansprucht werden, wenn die Halteklammern fixiert werden und montiert sind. Das Anbringen der Klammern führt zwangsläufig auch zu einer Krafteinwirkung auf das gesamte Mainboard.


    Die Kühlleistung ist gut, jedenfalls beim NH-U9. Der NH-U12 bleibt auf der Strecke. Ein anderer Lüfter oder die vertikale Montage schafft möglicherweise Wunder.


    Verarbeitungsqualität:
    Design:
    Zubehör:
    Leistungswerte:
    Preis:
    Montage: