Also ich meinte eigentlich, dass Motorradfahrer schon heute - bei ausreichenden Platzverhältnissen - eine stehende Kolonne überholen dürfen, aber offensichtlich war ich da falsch informiert. Nicht so schlimm, fahre nämlich kein Motorrad / Roller / Töffli. Ich mach jedenfalls immer Platz wenn einer im Stau vorbei will.
Spritverbrauch Motorrad: Wenn ich richtig informiert bin, verbraucht ein sehr sparsames Motorrad um die 2.5 Liter Benzin auf 100 Kilometer.
Daihatsu hatte schon in den 80er Jahren Kleinwagen mit einem Verbrauch von 2.8Liter Diesel pro 100 km (natürlich entspricht das schon etwa der Energiemenge von 3.5 Litern Benzin).
Motorräder sind also im Prinzip alles andere als sparsam. Sparsamer als ein typisches Auto, ja, aber immer noch weit vom machbaren entfernt.
Die Bevorzugung von Motorrädern im Strassenverkehr ist IMHO nicht ein wirklich effektives und effizientes Mittel um Energieverbraruch zu senken, auch wenn es mithelfen kann.
Viel geschickter wäre eine echte, effiziente Treibstoff-Lenkabgabe (oder quasi internalisierung von externalisierten Kosten). Die ab diesem Monat fälligen Co2 Abgaben sind ein echter Witz, die Fahrlässigkeit der verantwortlichen Politiker gehört bestraft. Gut gemeint ist noch lange nicht gut gemacht.
Überholen bei stehender Kolonne / Mitbenutzen von ÖV Spuren:
Die Frage ist auch, was der Effekt von der Bevorzugung der Motorräder genau ist. Falls dadurch keine anderen Fahrzeuge behindert werden, bin ich sofort dabei. Falls doch muss eine "Kosten/Nutzen" Abwägung stattfinden. Ich bin durchaus geneigt den Motorradfahrern ein Vorzugsrecht zu gewähren wenn die Gesellschaft dafür was erhält (eben, wie niedrigerer Energieverbrauch).
Allerdings glaube ich nicht, dass hier "Fakten" auf Stammtisch Niveau wirklich als Entscheidungsgrundlage geeignet sind. Dafür bräuchte es eine (gut gemachte, nicht gut gemeinte..) Studie.
Zitat
Original von Blackmagic[...]Auch das "an Kollonen vorbeifahren" ist ein guter Punkt. Zum einen dürfen Velofahrer das ja auch (manche machens ja auch ohne Rücksicht auf Verluste...) und viele Motorrad und Rollerfahrer machens ja eh schon. Wenn das ganze Gesetzlich geregelt ist gäbe es keine Probleme mehr mit sturen Autofahrern und jeder wüsste dass da noch ein Motorrad durchkommen könnte.[...]
Das glaube ich nicht.
1. Abgesehen von Autobahn und Autostrasse müssten Motorradfahrer wohl links und Fahrradfahrer rechts überholen. Wem macht der Autofahrer nun Platz?
2. Zudem sind die meisten Autofahrer doch wohl einfach zu überfordert und machen darum nicht Platz - nicht aus Boswilligkeit. Als Fahrradfahrer merkt man das doch auch ständig: wenn nicht eine spezielle Fahrradspur markiert ist halten Autofahrer praktisch immer in der Mitte der Spur.
Ein weiterer Kritikpunkt könnte auch die Sicherheit sein. Menschen sind einfach sehr schnell mit Strassensituationen überfordert. Wenn man die noch komplizierter macht (erlaubt), wird es unweigerlich zu mehr Unfällen kommen. Die Frage der Eigenverantwortung wie immer. Wie oft wird ein Töffahrer einen Autofahrer überholen der gerade Platz für den Spurwechsel / das Einfahren eines anderen Fahrers macht? Grosses Gefahrenpotenzial.
Parkplätze / Diskriminierung von 2 Rädern
Eindeutig klar bin ich dafür, dass es mehr Töffparkplätze geben soll. IMHO könnte man das Gesetz auch so anpassen, dass Motorradfahrer speziell markierte Autoparkplätze benützen dürfen. Auf nem Autoparkplatz haben schliesslich einige Motorräder platz und durchschnittlich befinden sich nicht wesentlich mehr Personen in einem Auto als auf einem Motorrad.
Einziges Problem: Wie stellt man sicher, dass Mottorräder sinnvoll parkiert werden? (Also möglichst wenig Platzverschwendung und benutzen von Auto-Parkplätzen).
In Deutschland ist übrigens das Parkieren von Motorrädern auf Auto-Parkplätzen nicht verboten, ausser sie sind ausdrücklich als Auto-Parkplätze beschildert (selten).
Grüne Welle:
Wie knt schon schrieb hat das ganz sicher nichts in einem Gesetz zu suchen, ich würde mal sagen nicht mal unbedingt in einer Verordnung. Es ist das optimale Mittel anzuwenden, punkt. Schon möglich, dass das die grüne Welle ist.
Was ist, wenn man morgen noch was besseres findet? Dann darf der Staat nicht ohne Gesetzesänderung etwas anderes einsetzen. Noch schlimmer, eventuell darf er nicht mal etwas anderes versuchen. Das ASTRA soll ja relativ offen sein für Tests...
Zitat
Original von Blackmagic
[...]
Grüne Welle ist sowieso zu unterstützen. Vielerorts schalten die Ampeln absolut willkürlich. Oder der Öv wird krass überpriorisiert so dass man manchmal Minutenlang steht (Bümpliz Süd - Wabern ist da zB extrem).
Hat zwar nicht direkt was damit zu tun, aber: Warum haltest du das für eine extreme Überpriosierung des ÖV? Was sind deine (geschätzten) Zahlen die das belegen / begründen?
In einem einzelnen ÖV Fahrzeug sind typischerweise Dutzende Personen.
-Der "Strassen-Zeit/Platzverbrauch" pro Person ist darum niedriger.
-Der Energieverbrauch pro Person pro Kilometer auch.
-Die Flexibilität und Fahrzeit sind Argumente die meistens gegen ÖV sprechen
--Aber das Volk profitiert wenn mehr Leute den ÖV benützen (weniger externalisierte Kosten der Kraftfahrzeugfahrer).
Insofern scheint es doch logisch den ÖV zu bevorzugen, nicht?
Edit: Aus dem Wikipedia Eintrag zur grünen Welle:
Zitat
Grüne Welle funktioniert in beiden Richtungen nur bei langen Grünphasen oder niederen Signalanlagendichte. Dies wird in den USA vorbildlich durch das Rechtsabbiegen bei rot und bedarfsgesteuerter Linksabbiegerspuren erreicht. Hierbei achten die Linksbieger die Vorfahrt des Gegenverkehrs und bekommen nur nach Bedarf eine Phase der LSA explizit geschaltet.
Zitat
Ab einem Auslastungsgrad über 80–85 % bricht die Welle durch Fahrzeuge, die am Pulkende vor Rot halten müssen, zusammen. In besonders belasteten Straßenzügen müssen deshalb die grünen Wellen zur Hauptverkehrszeit zu Gunsten einer maximierten Verkehrsleistung aufgegeben werden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Gr%C3%BCne_Welle
Wie soll denn nun der "Grüne Welle" Zwang aussehen? Also mit der Initative ist noch gar nichts getan...
Persönliches Fazit:
Unprofessionelle Initiative. Kann ich nicht dahinter stehen.
Hauptproblem im Strassenverkehr ist IMHO die beschränkte mentale und physische Kapazität der Menschen. Diese Initiative macht die Verkehrsteilnehmer nicht zu besseren Fahrern. Sie dient höchstens der punktuellen Symptombekämpfung.
Parkplatzproblem sollte man schnellstmöglich lösen, eine Bevorzugung von Autos ist nicht notwendig und nicht angemessen.
Vorteile / Nachteile von Überholen im Kolonnenverkehr und Benützen von Busspuren ist gut abzuklären bevor eine Entscheidung getroffen wird.
Viel lieber, als Geld in diese Initiative und deren Umsetzung (bis auf Parkplatz-Thematik) reinzubuttern möchte ich folgendes:
Investitionen in die Befähigung der Fahrer. Sicherheit durch Vereinfachung des Fahrens.
Bspw. Autos die Informationen zur Strasse zur Verfügung stellen. Das könnte z.B. ein Unfallort sein. Oder das aktuelle maximal zulässige Tempo.
Man könnte die Auto-Tachos eichen und automatisch bei dem zulässigen Tempo abriegeln. Das würde sicher für einen flüssigeren und sichereren Verkehr, besondersn auf Autobahnen, führen. Man muss sich keine Sorge mehr um Geschwindigkeits-Bussen machen.