"Protected Video Path" schützt Dateien vor dem Anwender
Neue Details zu den kommenden Kopierschutztechniken im XP-Nachfolger Vista gab ZDNet heute bekannt. Zwei maßgebliche Elemente schützen die Files vor dem Anwender: zum einen ein ins Betriebssystem integriertes DRM-System, welches Digital-Rights-Schutzmaßnahmen entsprechender Files respektiert und unerlaubte Zugriffe des Users verhindert, sowie der "Protected Video Path", der Mediendaten, die zwischen verschiedenen Geräten kommuniziert werden, vor dem Zugriff durch den Benutzer schützt. Dieser erstreckt sich idealerweise vom Laufwerk bis hin zum Monitor.
Digital Rights Management findet bereits jetzt großflächige Anwendung: per DRM wird beispielsweise verhindert, dass iTunes - Musikstücke auf andere Player wie den iPod transferiert oder zu freien mp3s umcodiert werden können. Analog dazu stellt Vista sicher, dass der DRM-Schutz einer Datei beachtet wird und das Abspielen verweigert wird, wenn es das DRM so verlangt - wenn beispielsweise eine Probehörzeit abgelaufen ist oder für das File nicht bezahlt wurde.
Tiefer ins System greift der "Protected Video Path" oder bisweilen auch "Link Protection" genannte Mechanismus ein. Geschützte Videodaten werden innerhalb des Rechners nur noch verschlüsselt zwischen verschiedenen Geräten übertragen - beispielsweise zwischen Festplatte und Grafikkarte - um zu verhindern, dass an irgend einem Ort die Mediendaten im Klartext und ohne Schutz abgegriffen und kopiert werden können. Alle verwendeten Geräte im Datenstrom müssen entsprechende Schutzmaßnahmen unterstützen. Wenn ein Gerät im Datenweg vorhanden ist, welches keinen entsprechenden Schutz anbieten kann, wird die Wiedergabe des Mediums verhindert, oder wird beispielsweise im Fall von HDTV-Medien die Bildqualität künstlich verschlechtert.
Player wie der Windows Media Player werden auf entsprechende Daten nicht mehr direkt zugreifen können: diese sind in einem Sandbox-ähnlichen, geschützten Bereich abgelegt, in den Playersoftware noch Steuerkommandos wie "Play" oder "Skip" absetzen kann, aber mit den unverschlüsselten Mediadaten nicht mehr direkt in Kontakt treten darf.
Microsoft entspricht damit, wie bereits bekannt, weitgehend den Wünschen der Filmstudios, die einen wirksamen Schutz ihrer Daten gegen die User verlangen, bevor sie Mediencontent für die MS-Plattform zur Verfügung stellen. ZDNet rechnet damit, dass sich User natürlich durchaus auf erschwerte Bedienung und weniger Funktionalitäten einstellen müssen, Microsoft indessen hofft, dass die meisten Anwender von den DRM- und Kopierschutzmaßnahmen von vorne herein überhaupt nichts bemerken - was schwierig sein dürfte, wenn zum Abspielen entsprechend geschützter Files erst einmal das eine oder andere teure Hardwareupgrade fällig wird.
In den aktuellen Betaversionen von Vista sei der größte Teil der entsprechenden Sicherungen noch nicht eingebaut, vor dem Release 2006 sollten aber sämtliche Schutzsysteme in Vista integriert und betriebsbereit sein. Die Filmstudios jedenfalls zeigen sich befriedigt von den Anstrengungen Microsofts, ihren Usern digitale Knebel auf den Rechner zu packen. Weniger erfreut sind dagegen die Musikkonzerne: zur Integration eines Kopierschutzes auf Betriebssystembasis für kopiergeschützte CDs hat es Microsoft dann doch nicht mehr gereicht. Man müsse eine entsprechende DRM-Strategie für CDs auch mit einer Anzahl anderer Anbieter wie beispielsweise Apple koordinieren. Ein RIAA-Sprecher lehnte jeden Kommentar zum Thema ab.