Zu den Hühnerdiskussion oben (Habe diese erst heute gesehen): Ob ihr das Huhn in der Migros, bei Lidl, Aldi oder dem Metzger kauft, dies ist völlig egal. Denn die Schweiz verbraucht so viel Pouletfleisch pro Jahr, dass nur das kleinste Kontingent aus der Schweiz selber kommt, der Rest muss importiert werden. Und das Antibiotika ist im Hühnerfutter drinnen, nicht bei Verarbeiter. Weshalb? Die Hühner sind auf so engem Lebensraum zusammengequetscht, dass Verletzungen, Entzündungen etc. an der Tagesordnung wären und somit täglich hunderte Hühner sterben würden. Deshalb erhalten die Hühner Antibiotika durch das Hühnerfutter. Ich habe vor einigen Wochen einen "Kropfläärete"-Artikel geschrieben, wo auch das Thema Hühnerfleisch drinnen vorkommt mit neben einigen anderen Sachen. Könnt ihn ja mal lesen (Ist aber lang):
"Hier mal eine „Kropfläärete“ von mir zum Thema: „Wir Schweizer“. Uns Schweizern geht es wirklich, wirklich gut. Wir haben eine extrem niedrige Arbeitslosenquote, eine gut funktionierende Wirtschaft, wir haben gute Sozialwerke, auf jede Person wird geschaut, auch wenn 90% der Politiker mehr an Profilierungsneurose leiden, als dass wir als Volk sie interessieren, die anderen 10%, egal von welcher Partei (Ausser PNOS: Verbieten, Mitglieder hängen oder so) machen ihre Arbeit wirklich gut. Dazu kommt, dass wir gute Arbeitgeber haben und unsere Löhne sind im internationalen Vergleich der Kaufkraft top. Ein Beispiel: In Deutschland verdient ein Polizist weniger, als bei uns ein 3. Lehrjahr-Lehrling: Knapp 1150 Euro BRUTTO. Da bleiben so 1000 Euro übrig. Nach Abzug von allen Fixkosten bleibt dann doch nicht mehr allzu viel übrig. Bei uns sieht das dann doch anders aus. Doch obwohl wir so viel aus unserem Lohn machen können muss es für Herr und Frau Schweizer immer und überall so billig wie möglich sein. Das dies irgendwann Konsequenzen für den Kunden hat, darüber ist sich die Bevölkerung nicht im Klaren. Ein Beispiel zum Thema Fleisch: Fleisch muss für die Leute so billig wie möglich sein. Billiges Fleisch muss aber billig hergestellt werden, also werden die Tiere innert kürzester Zeit hochgemästet, mit fragwürdigen Zusätzen vollgestopft, Massentierhaltung etc. etc. Nur damit es billig ist. Ein Beispiel aus der Hühner-Produktion:
a) Die süssen gelben Küken die man überall sieht, das sind die Männchen. Weibchen sind gelb/braun. Die Männchen kann man weder in der Eier-Produktion noch in der Fleischproduktion gebrauchen. Was passiert also mit den Männchen? Kaum geschlüpft kommen die entweder auf ein Förderband, wo am Ende eine Art "Häckselmaschine" steht, die die wenigen Minuten alten männlichen Küken "schnetzelt" oder sie werden direkt nach der Geburt in eine Apparatur gebracht, wo dann rund 50 Küken drinnen sind, dann wird das Gas eingeschaltet und die Kleinen ersticken. Und das sind nicht Methoden aus China oder Ungarn, das wird in der Schweiz so gemacht. Millionen von Hühnern, männlich wie weiblich, werden JÄHRLICH in der Schweiz so umgebracht.
b) Das Selbe Schicksal blüht auch den Legehennen: Ein Huhn auf dem Bauernhof legt 100 Eier pro Jahr. Die Legehennen werden so gezüchtet, mit speziellem Futter gefüttert und mit 20 Stunden künstlichem Tageslicht pro Tag so verwirrt, dass sie +/- 300 Eier pro Jahr legen. Doch nach etwa einem Jahr ist das Huhn "durch" und produziert immer weniger Eier. Somit werfen Sie nicht genug Profit ab, also werden auch diese umgebracht. Auch dies ist absoluter Standard in der Schweiz. Nennt sich „Eier aus Bodenhaltung“.
c) Damit ein Hühnerbetrieb rentiert, müssen die Tiere so schnell wie möglich geschlachtet werden können. Vom Küken bis zum schlachtfertigen Tier mit rund 1.8kg dauert es in der Mast gerade mal 30 Tage! Das sagt einem so nichts. Deshalb hier die Erklärung: Dies ist 3x schneller, als es natürlich der Fall wäre. Bei einem Kind mit 30kg würde das bedeuten, dass es PRO Tag 2kg zunehmen würde. Dafür wurden spezielle Sorten gezüchtet, welchen man das Sättigungsgefühl weggezüchtet hat. Doch dieses schnelle Wachstum ergibt, dass die Hühner unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen, Gelenkschmerzen haben und fast nicht mehr laufen können.
d) Doch "laufen können" ist so oder so grosszügig formuliert: In der Mast werden 26 Tiere pro m2 gehalten! Wir reden hier von Hallen mit 10'000-50'000 Hühnern. 26 Tiere pro m2 bedeutet, jedes Huhn hat weniger als ein A5-Blatt Platz! Wir alle haben etwas gegen Legebatterien. Doch die Tiere in den Legebatterien haben platztechnisch im Vergleich zu den Masthühnern fast luxuriös viel Platz: In der Batteriehaltung reden wir von 16 Tieren pro m2. Zum Vergleich: Bei der Freilandhaltung/Bodenhaltung im Stall reden wir von etwa 10 Hühnern pro m2. Bio sogar noch weniger. Wollte man eine komplett artegerechte Haltung erreichen, benötigte ein Huhn, Stall- und Freifläche zusammengezählt, etwa 4m2 und sollte in Gruppen von rund 5-6 Hennen und einem Hahn gehalten werden. Dass dies in der Fleisch- und Eierproduktion nicht möglich ist, dies ist aber glaube ich jedem klar.
e) Bei diesen vielen Tieren auf engstem Raum sind Krankheiten und Infekte an der Tagesordnung. Deshalb sind heutzutage 9 von 10 Hühnern antibiotikabelastet. Und was wissen wir alle? Den Gebrauch von Antibiotika sollte man immer nur auf ein absolutes Minimum reduzieren, da sonst der Körper dazu neigt, Antikörper zu bilden und plötzlich, wenn man medizinisch auf Antibiotika angewiesen ist, ist der Körper resistent und man hat keine Heilungschancen mehr. Und daran denken: Bakterielle Infekte wären oftmals tödlich ohne Antibiotika, denn ein bakterieller Infekt endet irgendwann in den meisten Fällen in einer Sepsis (Blutvergiftung), die ohne die Behandlung mit Antibiotika in jedem Fall tödlich ist.
Einerseits geht es also den Tieren beschissen, andererseits gefährdet man mit dem vielen unnötigen Antibiotika auch seine Gesundheit. Und dies wird uns irgendwann einmal teuer zu stehen kommen. Dies nur mal von der Seite der Fleischproduktion. Hier jetzt mit dem Beispiel der Hühnerproduktion. Dies gilt aber für alle Fleischsorten, ob Rind, Schwein, Fisch (Grundsätzlich: Wer keinen FSC-Fisch kauft, also absichtlich überfischte Sorten isst, nur um aufs Kilo 2-6 CHF zu sparen, den sollte man eh an die Wand stellen!) usw.
Es gibt aber noch viele andere Beispiele. Ich sage immer: Wir Schweizer sind Musterbeispiele für die Doppelmoral: Uns geht es gut, völlig Wurscht wie es anderen dabei geht. Denn unsere Kleider müssen auch so billig wie möglich sein. Da bin ich oftmals keine Ausnahme. Jeans für die Arbeit, die man einfach sehr schnell durch hat, da will ich nicht 120 CHF für eine Jeans auszugeben, nur damit sie nach wenigen Monaten des vielen Tragens im Geschäft durchgescheuert ist. Da muss ich also auch ganz klar vor der eigenen Haustüre kehren. Aber wir sind auch Weltmeister im sich Tipps geben, wo es die billigsten Christbäume gibt oder im Sommer die billigste Holzkohle:
a) Billige Kleidung wird auch billig produziert. Oftmals in Indien. Jetzt kommt die Krux: Viele Kleidermultis sagen: „Wir kontrollieren unsere Produktionen, wir wollen keine Kinderarbeit, max. 10h Arbeit pro Tag und max. 5 Tage pro Woche arbeiten“. Der Trick, damit sich diese Multis aus der Verantwortung ziehen zeige ich am besten mit einem Praxisbeispiel auf: Eine Fabrik „India Clothing“ (Frei erfunden) produziert für H&M. H&M sagt, „Du musst dich daran und daran halten.“ Produzent sagt „Kein Problem“. Das Hauptproblem: Das interessiert die Produzenten nicht gross. Die Mitarbeiter werden gezwungen, falsche Angaben zu Arbeitszeiten und Alter abzugeben. So vor einiger Zeit in einer Dokumentation gesehen. Da hat ein 14-Jähriges Mädchen 14-18h gearbeitet, 7 Tage pro Woche. Das Interview konnte nicht fertig gemacht werden, da „Überwacher“ der Fabrik in den Slums rumliefen und das Kamerateam verscheucht haben. Doch der grösste Trick ist: Die Fabrik „India Clothing“ kann vielleicht 20% der Aufträge selber machen. Für mehr haben sie die Kapazität (Absichtlich) nicht. Somit hat die India Clothing noch 10 oder mehr Subunternehmen. Die heissen anders, gehören aber alle zur India Clothing. Und jetzt ist es ganz einfach: Die India Clothing hat die Vereinbarung mit H&M betr. der Arbeitsbedingungen. Doch die „West India Clothing“, die „East India Clothing“ etc., sprich die ganzen Subunternehmen, haben das nicht: Dort ist Kinderarbeit an der Tagesordnung. Bilder aus dieser Dokumentation: Kinder haben bei der Nähmaschine eine Isomatte: Sie arbeiten, schlafen sozusagen unter dem Pult, werden ein paar Stunden später geweckt, müssen wieder arbeiten. Auch der berühmt „Used-Look“: Das machen Inder mit selbstgebauten Sandstrahlmaschinen. Damit schiessen sie Quarzsand auf die Jeans und das ergibt den Used-Look. Und das ganze OHNE Schutzmasken! Die Lebenserwartung: Keine 40 Jahre. Weshalb? Der Quarzstaub setzt sich in der Lunge ab und wird nicht absorbiert: Ein mehrjähriger, langsamer Erstickungstod ist da die Folge. In einer Doku ging ein 25ig-Jähriger, der diesen Job seit 7 oder 8 Jahren machte, zu einem Lungenspezialisten: Er hatte die Lunge und das Volumen von einem 80-Jährigen Kettenraucher.
b) Dasselbe ist bei den Holzkohlen. Ob da „Schwarzwald-Holzkohle“ oder „Deutsche Holzkohle“ oder von mir aus „Luzerner-Heimat-Kohle“ drauf steht ist völlig Wurscht: Schauen aus welchem LAND die Kohle kommt. Denn oftmals ist es so: Die Säcke werden irgendwo gedruckt, nach Osteuropa verschickt und dort werden die Kohlen unter den gleichen Umständen hergestellt, halt einfach mit Kohlen- statt Quarzstaub, wie bei der Used-Look-Produktion. Nur die Herkunft der Kohle sagt euch, woher die Kohle stammt. Den Namen darf man selbst wählen und sagt nichts über die Herkunft aus.
c) Mein Lieblingsthema zu Weihnachten: Die billigen Christbäume: Jeder weiss besser, wo es einen günstigeren Baum gibt. Hier muss ich mal den Hornbach loben: Hornbach verkauft einigermassen günstige Bäume aus nachhaltiger Schweizer Produktion. Doch die meisten der billigen Bäume kommen aus dem Ausland. Dort werden riesige Waldflächen gerodet, damit da riesige Weihnachtsbaum-Anbaugebiete gemacht werden können. Dazu natürlich viel Chemie, viel Dünger. Damit ein Weihnachtsbaum in der Grösse so ist, wie wir ihn uns in die Stube stellen, ist der Baum etwa 8-12 Jahre alt. Doch natürlich will man mit viel düngen, viel Chemie im Ausland das Wachstum beschleunigen. Was das mit dem Boden anrichtet sollte klar sein. Ich habe nur Zahlen aus Deutschland gefunden: Für die rund 29 Millionen Bäume pro Jahr in Deutschland wird eine Anbaufläche von 75‘000 Hektar Land pro Jahr gebraucht. Was solche Anbauflächen bedeuten sind klar: Krasse Monokultur! Und das ist für die Biodiversität sehr schlecht. In der Schweiz wird Monokultur mit weniger Subventionen bestraft. Delikat: Aufgrund der Monokulturen haben viele Bundesländer in Deutschland die Ausbreitung von weiteren Hektar für die Christbaum-Produktion gestoppt, wollen die Produktion weiter ins Ausland verlagern. Denn auch in Deutschland gilt: Wie es dem Ausland geht: Nach mir die Sinnflut!
d) Elektroartikel müssen immer billiger werden. Früher hat ein TV 10-15 Jahre gehalten, er hat aber auch 2500-4000 CHF gekostet. Und heute erwarten die Leute, dass ein 500-1000 CHF Geräte ebenfalls so lange hält und reklamieren, wenn ein TV/anderes elektrisches Gerät nach 5 Jahren durch ist. Ökologisch würde ich es auch begrüssen, wenn ein TV auch heute einige Jahre länger halten würde. Doch Ökonomisch verstehe ich die Hersteller: Es kann nicht alles immer bei gleichbleibender Qualität günstiger werden. Es gibt auch heute noch TVs die 10 Jahre halten, doch diese kosten heute wie damals 2500-4000 CHF. Doch da ist auch der technische Fortschritt, der es eigentlich sinnlos macht, ein Gerät für 10 Jahre zu kaufen. Vergleicht mal einen TV von 2003 mit dem heutigen Standard. Somit ist das schon wieder eine weitere moralische Zwickmühle. Dazu kommt, dass die Margen auf den ganzen Geräten so am schmelzen sind, dass diese wie alle anderen technischen Geräte immer billiger produziert werden müssen. Und billig produzieren heisst IMMER: Unmenschliche Arbeitsbedingungen.
Dies alles hier kommt uns nicht finanziell oder gesundheitlich teuer zu stehen. Einiges davon vielleicht mal unsere Enkelkinder (Verseuchte Böden…), jedoch ist es moralisch doch zugegebenermassen ein wenig fragwürdig oder?
Doch auch in der Schweiz selber muss immer alles günstiger werden. Dies hat einige Branchen soweit gedrängt, dass sich immer mehr kleinere Firmen nur noch auf Service-Arbeiten konzentrieren und keine Neumontagen mehr machen oder nicht mehr Produzent sind. Ein Beispiel aus der Liftproduktion: Schindler macht mit jedem verkauften Lift VERLUST. Sie können keinen Gewinn mehr daraus ziehen. Den Gewinn holen sie dann mit jahrelangem Service raus. Schindler kann sich dies problemlos leisten. Doch viele andere Firmen im KMU-Sektor können sich dies nicht leisten. So konzentrieren sich immer mehr KMU generell auf den Service/Unterhalt. Dies ist auf den ersten Blick nicht weiter tragisch. Doch wenn man es gesamtheitlich betrachtet, ist dies sehr, sehr tragisch: Je weniger Firmen es gibt, die Neumontagen/Produktion anbieten, desto teurer können diese offerieren, denn der Konkurrenzdruck geht immer mehr verloren. Das bedeutet, für uns Kunden werden somit diese Produkte immer teurer und teurer. Und hier reden wir vor allem vom Haushaltsgeräte-Bereich sowie im Baubereich. Man merkt dies schon in vielen Bereichen: Meine Eltern konnten vor 13 Jahren noch für +/- eine halbe Million bauen. Gleicher Ausbaustandard, gleiche Gemeinde, gleich Hausgrösse kostet heute aber rund 1.5 Millionen.
Dies war jetzt mal ein riesen Rundumschlag in mehreren Bereichen. Es gäbe noch viel mehr zu sagen und zu schreiben, aber meine Mittagspause ist irgendwann mal durch. Mich stört die Haltung von vielen, dass es kein Problem ist, für ein Skitag 150 CHF rauszuhauen und dies nahezu jedes Wochenende, im Ausgang massenhaft Geld zu verschleudern, auf grossem Fuss zu leben, aber dann beispielsweise beim Einkauf sich daran stört, wenn er für sein Pack Pouletbrüstli 12 statt 10 CHF bezahlen müsste.
Wir dürfen nicht im Glauben leben, wir können verdienen wie Schweizer halt verdienen, sprich fast weltweit die grösste Kaufkraft zu haben (Die Höhe des Lohnes ist nicht wichtig, sondern die Kaufkraft des Lohnes ist matchentscheidend) aber dann das Gefühl haben, wir können in der Schweiz die selben Preise haben, wie in Deutschland. Denn dies gibt uns zwar kurzzeitig (noch) mehr Kaufkraft, doch langfristig schiessen wir uns selbst ins Bein, in dem wir uns gesundheitlich schädigen, moralisch immer in grössere Zwickmühlen manövrieren, die Umwelt schädigen und einen Preiskampf vom Stapel reissen, denn schlussendlich wir Konsumenten verlieren, auf die eine oder andere Weise."